Ricci: Glück im Unglück

Letztes Wochenende am Lago Lucendro spielten die grossen Namays Katz und Maus mit mir und ich musste mich mit Fischen der 30-35 Zentimeter - Klasse begnügen.

Dieses Mal sollte es im Valle Maggia anders laufen, hoffte ich.

 

Schlechter (und falscher) Wettervorhersagen wegens, beschränkte ich dieses Wochenende meine fischereilichen Aktivitäten auf einen 1 Tages Trip. Eigentlich etwas das ich hasse, ich schlafe gerne vor Ort und stehe dann ohne Zeitdruck in aller Frühe auf und wenn ich Lust habe bleibe ich auch bis zum Eindunkeln an meinen geliebten Bergseen. Gestern waren es also sozusagen ein Sonntagsfischer – Fahrplan. 8.00 Uhr Seilbahn Bergfahrt – 17.15 Uhr Talfahrt.

Gegen 9.00 Uhr, nach einem kurzen Fussmarsch, war ich endlich oben am Lago Robiei.
Fleissig begann ich mit der Spinne und dem Lupo-System mit XL Elritzen beködert, alle meine Kanadier Hotspots abzufischen. Aber es lief irgendwie gar nichts, ausser einem Nachläufer einer ca. 30er Fario.

Ziemlich übel gelaunt machte ich gegen 13 Uhr Mittagspause, alles nervte mich in diesem Augenblick.
-Meteo ch, die Schnee und Regen vorhersagen, und ich sass mit Thermounterwäsche bei 25 Grad am Bergsee.....
-Die beiden „Mädler“ 30 Meter rechts von mir, wo im 5 Minuten Takt die 15er Rainis in hohem Bogen zurück in den See flogen....
-Das doofe Tagesprogramm wo man in den Hauptbeisszeiten gar nicht mehr vor Ort ist... u.s.w., u.s.w.
-Eigentlich nervte ich mich aber am meisten ab mir selber, Robiei ist sozusagen mein Hausbergsee den ich wie meine Westentasche kenne. Hier nichts zu fangen machte mich ziemlich stinkig.

Sandwich, Bierchen und Redbull, die mir meine Liebste am Morgen früh eingepackt hatte, konnten mich dann doch noch motivieren ein paar Stunden weiter zu machen. Zum Glück, denn nach ca. einer weiteren Stunde, schlug es ein, und zwar gewaltig. Der Biss kam nahe an einer Felswand über sehr zerklüftetem Gewässergrund. Ich habe den Kanadier zwar nur kurz gesehen, aber ich glaube nicht zu übertreiben den Fisch auf gut 90 Zentimeter zu schätzen. Die erste Flucht des Fisches konnte ich erst nach ca. 50 Metern stoppen, der nach einer Richtungsänderung eine weitere von ungefähr 30 Metern folgte. Solange der Fisch im Freiwasser bleibt, ist es mit der 7 Kilo Schnur zu machen, dachte ich langsam pumpend. Doch es kam leider anders, er war als könnte der Riesen Saibling meine Gedanken lesen, er änderte seine Strategie und stach senkrecht auf den Seegrund zu. Der Anfang vom Ende, es kam wie es kommen musste. Nach ca. einer Minute Kampf in der Tiefe wurde die Schnur plötzlich schlaff. Klassischer Steinkantenschnitt, mitten durch das Vorfach. Neeeeein !!

 

Kennt ihr das Gefühl, wenn sich im Hals ein Kloss bildet, die Hände zittern und die Fantasie der Flüche grenzenlos wird? Nein Ricci tue es nicht, die Combo hat 500 Eier gekostet.......

 

Okay, okay, ich hab es nicht getan. Mit immer noch zittrigen Händen montierte ich ein neues Vorfach mit System und grübelte eine neue Elritze aus der trockenen Polenta.

Was für ein beschissener Tag dachte ich, als es schon beim zweiten Wurf nach der Neumontage wieder einschlug. Ich glaubte zu spinnen, da hing wieder ein grosser Kanadier am anderen Ende der Leine. Dieses Mal war mein Standort zum Glück einiges günstiger und die Kraft des Fisches war auch nicht so brachial wie die des Vorherigen. Der Kanadier hatte sich das „Bameli“ in der Flachwasserzone geschnappt, und die Abbruchkante war ca. 30 Meter entfernt. Ich hatte also genügend Platz den wild kämpfenden Namaycush sauber auszudrillen. Nach ca. 5 Minuten kündeten grosse Wasserblasen das Auftauchen des Fisches an „che bella“. Jetzt hiess es noch einmal aufzupassen und den Fisch vorsichtig um die grossen Felsblöcke am Ufer zu schleusen. Jup, dieses Mal war das Glück auf meiner Seite, beim ersten Versuch war die Lake Trout im Kescher.

72 Zentimeter und 8 Pfund, ein Freudenschrei, blendende Laune und schon wieder zittrige Hände. Das nenne ich mal Glück im Unglück.

Saluti und tight lines

Ricci

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Kommentare: 1
  • #1

    thetrouthunters (Mittwoch, 11 April 2012 17:06)

    wow, geiler Fisch, grosses Petri :-)

    von solchem Wetter können wir leider nur träumen, bei uns stimmte leider alles was sfMeteo sagte :-(

    Gruss
    Nicola