Sbirolino-Combo von Zebco im Test

01.01.2011

Weihnachtsfreude kam bei mir auf, als ich Mitte Dezember auf unserer Post ein Paket im Sperrgutformat abholen durfte.

Ich wusste natürlich schon, was in der grossen, mit Zebco Klebeband verschlossenen Schachtel, war. Trotzdem war ich neugierig wie ein kleines Kind, endlich die Sbirolino-Combo, die uns Herr Flury von der Engros Sport-Fisch GmbH freundlicherweise zum Testen überlassen hatte, in meinen Händen zu halten.

Noch am selben Abend wurde die Browning Backfire auf den Rollenhalter der Quantum Spirocaster geschraubt und die beiden riesigen Spulen sorgfältig mit Geflecht und Mono aufgefüllt, so dass alles perfekt für die Praxistests bereit war. In den nächsten Tagen ging es dann mehrmals an die grenznahen italienischen Forellenseen, wo ich die Combo auf Herz und Nieren austesten konnte.

Praxis:


Auf das Wort Forellensee reagieren viele Fischerkollegen allergisch und Sprüche wie „Puff-Fische“ oder „jeder Wurf ein Fisch“ sind da an der Tagesordnung. Deshalb will ich hier kurz darauf hinweisen, dass die von mir ausgesuchten Testgewässer nichts mit Kilofischerei zu tun haben. Die Fische, die ich während der Testphase fangen konnte, forderten nebst dem Material, auch mein persönliches Know how.
In den Morgenstunden waren die Temperaturen oft unter der Nullgrad Grenze. Jeder Winterangler kennt das Problem mit den eingefrorenen Ringen. Aktives Fischen bedeutet kurbeln, kurbeln kurbeln. Die für eine Sbirolinorute relativ grossen SIC Ringe der Spirocaster, hielten das Problem aber in Grenzen. Auch der grosszügig dimensionierte EVA Schaumstoffgriff lag bei den eisigen Temperaturen eindeutig besser in der Hand, als die herkömmlichen schlanken Griffe der italienischen und französischen Ruten, die ich bisher verwendet habe.

An allen drei Testtagen waren die Fische sehr inaktiv und standen teilweise weit mehr als 60 Meter vom Ufer weg. Hier zeigte die Combo ihre wahre Stärke:
Die grosse Spule der Backfire und das nicht übertriebene Wurfgewicht von 35 Gramm der Spirocaster, liessen da nichts zu wünschen übrig.
Mit etwas Übung konnte ich schnell einmal locker 80 Meter werfen, was an den drei Testtagen entscheidend war und mich nicht als Schneider Nachhause gehen liess.

Die Bisserkennung mit dem sehr kräftigen Carbonblank ist logischerweise nicht so sensibel wie bei den sehr teuren italienischen Hi-Tech Sbiroruten, aber durchaus ausreichend, um das Zupfen einer 30 Zentimeter Regenbogenforelle, auch auf weit über 60 Meter Distanz, noch gut zu spüren.
Die Drilleigenschaften der Combo würde ich als gut einstufen, es ist relativ schwierig sich da bei kleineren Forellen ein Bild zu machen, wenn man zwischen Rute und Fisch einen 30 Gramm Sbirolino geschaltet hat. Beim Drillen der zwei grössten Fische (ca. 1Kilo), federte die Rute die Schläge ohne Probleme ab und die Bremse der Backfire leistete absolut ruckfreien Dienst. Ich bin mir sicher, die Combo hat aber auch Potenzial für deutlich grössere Fische.

Rolle und Rute im Fokus

 

Die Browning Backfire FD 640 ist eigentlich eine Matchrolle, kann aber ebenso gut als Allround- und Spinnrolle eingesetzt werden. Die Rolle aus dem eher tiefen Preissegment (89 CHF Listenpreis), hat nebst ihrem hübschen Aussehen auch was die Technik und die Funktionalität angeht, einiges zu bieten. Die fein justierbare Frontbremse mit dem Mehrscheiben Bremssystem läuft absolut ruckfrei. Das Getriebe mit 5 Kugel- und einem Walzenlager hat einen praktisch widerstandslosen Lauf und bei abrupten Kurbelstopps konnte ich keinerlei Spiel feststellen.

Der solide Schnurfangbügel ist mit einem extra grossen, zuverlässig arbeitenden, Antidrall-Röllchen bestückt. Was die Schnurverlegung angeht, muss ich der Firma Browning wirklich ein Kränzchen winden. Ich habe noch keine Rolle in dieser Preisklasse gesehen, wo dünne, geflochtene Schnur so sauber und präzise verlegt wird, wie es die Backfire macht. Im Lieferumfang der Rolle sind zwei grosse Weitwurfspulen aus Aluminium enthalten. Sie haben ein Fassungsvermögen von 180 Meter/30er bzw. 140 Meter/20er Schnur. Ein kleiner Kritikpunkt an der sauber verarbeiteten Rolle wäre der nicht sehr gut laufende Kurbelgriff, der für meinen Geschmack etwas zu klein ist und auch ästhetisch nicht dem Niveau der Backfire gerecht wird. Alles in allem gibt es an der Rolle sehr viel zu loben und praktisch nichts zu kritisieren. Was Browning da für weniger als 100 CHF bietet, verdient, was das Preis-Leistungsverhältnis angeht, ein sehr gut.

Technische Daten und Serien Details FD 640:
5+1 Kugellager
Unendliche Rücklaufsperre
S-Kurve-Schnurverlegung
Robustes Nylon-Gehäuse
Kraftvolle Mehrscheiben-Frontbremse
CNC Metallkurbelarm
Tiefe Aluminium-Spule mit dickem Spulenkern 180m/30mm
Flache Aluminium-Ersatzspule 140m/20mm
Gewicht: 361 Gramm
Übersetzung: 5.1:1
Schnureinzug pro Kurbelumdrehung: 97cm
Preis: 89 CHF

Die Quantum Hypercast Sbirocaster 35/390 ist eine 3-teilige Steckrute für das mittelschwere bis schwere Sbirolinofischen, kann aber auch bestens am Bergsee für das Fischen mit der Wasserkugel (Buldo) eingesetzt werden.

Die Aktion würde ich als semi-parabolisch bis progressiv beschreiben. Die einzelnen Komponenten der Rute sind sehr sorgfältig verarbeitet und lassen im Bereich der Ausstattung keine Wünsche offen. Der Quantum Edelstahl/Nylon Rollenhalter hält bombenfest und musste während der ganzen Testperiode nicht einmal nachgezogen werden.

Der EVA-Schaumstoff beschichtete Rutengriff liegt angenehm in der Hand, ist aber für kleinere Hände beinahe ein bisschen überdimensioniert. Die für Spirolinoruten unüblicherweise grossen Doppelstegringe mit SIC-Einlagen erwiesen sich bei Minusgraden für die Wurfweite als vorteilhaft und liessen meine anfängliche Skepsis schnell verfliegen. Die Rute ist mit 280 Gramm sicher nicht zu schwer. Damit kann man den ganzen Tag aktiv fischen. Ein wenig störte mich aber der eindeutige Hang zur Kopflastigkeit. Aber angesichts der Power, die im Blank der Spirocaster steckt - das Wurfgewicht von 35 Gramm kann voll ausgenützt werden - ist es auch verständlich, dass die Balance etwas darunter leidet. Ein grosses Lob muss ich Quantum für die Steckverbindungen machen, da verschiebt sich auch bei Extremwürfen nichts, und am Ende des Angeltags können die Teile ohne den geringsten Kraftaufwand wieder auseinander gezogen werden.

Ästhetisch ist die Rute für mich kein Bijou, wer aber auf Qualität und Langlebigkeit setzt, ist mit der 169 CHF teuren Spirocaster bestens bedient und wird an dieser Rute sicher viel Freude haben.
Für das Preis-Leistungsverhältnis gebe ich dieser Rute ein gut.

Technische Daten und Serien Details Sbirocaster 35/390:
Länge: 3.90 m
Transportlänge: 1,37 m
Teile: 3
Gewicht: 280g
Ringe: 10 Doppelsteg Edelstahl Ringe mit SIC Einlagen
Blank: Mischung aus T20 und T30 Japan Carbon
Griff: Kork am Handteil, EVA Schaumstoff ober- und unterhalb des Rollenhalters
Rollenhalter: Quantum Edelstahl/Nylon Rollenhalter
Preis: 169 CHF

Fazit:


Meine anfängliche Skepsis, vor allem gegenüber der Rute, verflog im Nu. Die Combo konnte, was Qualität und Verarbeitung angeht, überzeugen und in der Praxis wiegen viele Vorteile die wenigen kleinen Nachteile mehr als auf. Ich freue mich bereits auf den Sommer, wo das Einsatzgebiet der Combo sich vom Forellesee zum Bergsee verlagert und grössere Belastungsproben auf die Rute und die Rolle zukommen. Ich für meinen Teil bin überzeugt, dass die Kombination Backfire und Sbirocaster auch im extremen Einsatz, an den hängerträchtigen Bergseen eine gute Figur machen wird und dass man mit ihr sicher auch mehrere Kilo schwere Namaycush bändigen kann.

Noch einmal herzlichen Dank an Herrn Flury und das Zebco Team, die uns die Möglichkeit geben, immer wieder interessantes und innovatives Gerät zu testen.

Saluti und Tight Lines

Ricci

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